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Chapter 15

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Kapitel Fünfzehn: Der Verlorene Bruder

Der große, rotbraune Rüde stand dicht neben Satori, die immer noch am Boden lag. Er beugte sich herunter und stupste sie mit seiner Schnauze an ihrer Wange an.
„Geht es dir gut?" Sie öffnete langsam die Augen rieb sich den Kopf mit ihrer Pfote.
„Warum immer der Kopf? - Ja, mir geht es gut. Danke der Nachfrage." Sie lächelte leicht.
„Kein Problem!" Er lächelte zurück. Ein paar Meter von ihnen entfernt stöhnte der namenlose Rüde auf. Sie schauten beide zu ihm, aber er schien immer noch bewusstlos zu sein. „Ist das dein Gefährte?"
Satori setzte sich auf, die Antwort schien ihr klarer denn je und sie grummelte. „Nein, wir haben nur zufällig den gleichen Weg eingeschlagen." Der Rüde hob die Augenbrauen.
„Aha. - Darf man fragen, wo ihr - du hin willst?" Schlagartig wurde ihr bewusst, dass sie ihm darauf keine Antwort geben konnte. Er sah ihr ihren verwirrten Blick an.
„Hmm. Ich sehe schon. - Wenn er nicht dein Gefährte ist, warum bleibst du dann bei ihm? Er scheint ja keine Skrupel zu haben, dich zu verletzen."
„Um es mal klar zu stellen! Ich war gerade im Begriff einen anderen Weg einzuschlagen als er." Als sie ihn anschaute, hatte er wieder eine brennende Zigarette im Mundwinkel stecken. Verdutzt machte sie große Augen.
„Wie-?!" Er grinste breit und zwinkerte ihr zu.
Der namenlose Rüde regte sich wieder und gab ein tiefes Brummen von sich. Der Rotbraune zog lange an seiner Zigarette und stieß den Qualm aus der Nase aus, während er diesen musterte.
„Ich bin übrigens Shoji. - Sag mal, wie geht es eigentlich deiner Pfote?" Er sprach, ohne Satori anzusehen. Sein Blick war stets auf den anderen Rüden gerichtet. Sie schaute auf ihre Pfote. Eine kleine Brandblase hatte sich gebildet, es tat aber nicht mehr weh.
„Alles in Ordnung."
„Dann ist ja gut." Obwohl seine Augen immer noch ausdruckslos auf den Namenlosen gerichtet waren, lag in seiner Stimme sehr viel Mitgefühl. Er lief zu ihm und nahm ihn ganz genau unter die Lupe. Nach einer Weile schien er zu seiner Zufriedenheit irgendetwas in den Gesichtszügen des anderen gefunden zu haben.
„Wusste ich doch, dass ich dich kenne." Genauso ausdruckslos wie er ihn ansah, war auch sein Tonfall. „Du siehst unserem Vater so ähnlich, kleiner Bruder."
Satori ging auf die beiden Rüden zu.
„Er ist dein Bruder? Bist du dir da sicher?" Fragend sah sie ihn an.
„Hmm - Ja, so ziemlich. Die Ähnlichkeit mit unserem Vater ...und so rot-beiges Fell gab es oft in unserer Familie, aber anderswo trifft man es eher selten an. Er ist es bestimmt." Er atmete tief ein und schob seine Zigarette in den anderen Mundwinkel. Er seufzte.
„Als ich noch jung war, lebte ich mit meinen Eltern in einem großen Stadtpark . Meine Mutter hatte wieder Nachwuchs bekommen und ich half ihr anfänglich noch mit den Welpen. Aber ich wollte meinen eigenen Weg gehen und hab mein Rudel noch vor der Vollmondzeremonie der Kleinen verlassen."
„Also hatten sie noch keine Namen?"
„Nein, und sie waren auch noch nicht sonderlich weit mit ihren Verwandlungsfähigkeiten. Aber ich erinnere mich, dass ein paar von ihnen schon früh ihre Gestalt wechseln konnten. In unserer Familie war diese Fähigkeit schon immer stark gewesen." Er lachte auf. „Schade nur, dass sie uns nichts nützt. Es ist ja schön und gut den Frieden zwischen Menschen und Wolf wahren zu wollen und ich sehe ja auch ein, dass deswegen die Kontakte weitestgehend verboten sind, aber die Menschen halten sich doch schon seit Generationen nicht mehr an den Friedenspakt. Warum müssen wir uns dann noch daran halten?" Er kaute ärgerlich auf der Zigarette herum. Irgendwie hatte er aber auch recht, fand sie, obwohl ein erneuter Krieg zwischen Wolf und Mensch das letzte war, was sie wollte.
„Aber zurück zum Thema. Als ich nach einiger Zeit zurückkehrte, um an der Zeremonie teilzunehmen - da lagen die toten Körper meines Rudels im Lager verstreut." Er senkte den Blick. Satori ging näher auf ihn zu und sagte leise. „Das tut mir leid. - Ich-"
„Danke, aber du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Du kannst ja schließlich nichts dafür!" Er schaute ihr tief in die Augen. Er wirkte nachdenklich. Sie wollte den Blick abwenden, konnte es aber nicht. Gebannt erwiderte sie den Blick.
„Rote Augen." Seine Stimme jagte ihr einen Schauer über den Rücken, aber es war ein angenehmes Gefühl. Er lächelte sanft.
Langsam stand der Namenlose Rüde auf.
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